Köthener Herbst

Eröffnungskonzert Köthener Herbst

05

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Sep

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2025

19:30

Uhr

Köthen, St. Agnes
Tickets & Infos

PROGRAMM

Johann Sebastian Bach (1685-1750)
Actus tragicus „Gottes Zeit ist die allerbeste Zeit“ (BWV³ 106)

Johann Christoph Bach (1642-1703)
 „Ach, dass ich Wassers gnug hätte“ (Geistliches Konzert)

Johann Sebastian Bach
Kantate „Christ lag in Todesbanden“ (BWV³ 4.1)

Johann Christoph Bach
„Wie bist du denn, o Gott, in Zorn auf mich entbrannt“ (Lamento)

Johann Sebastian Bach
Kantate „Aus der Tiefen rufe ich, Herr, zu dir“ (BWV³ 131)

AUSFÜHRENDE

Veronika Winter, Sopran
David Erler, Altus
Tobias Hunger, Tenor
Matthias Vieweg, Bariton
Rheinische Kantorei
Das Kleine Konzert
Leitung: Hermann Max

Im Unterschied zu vielen seiner Zeitgenossen war Bach im Wesentlichen ein Autodidakt. Musikalische Bildungsreisen etwa nach Italien, Frankreich, Holland oder England blieben ihm (schon aus finanziellen Gründen) versagt. Außer einem Studienaufenthalt in Norddeutschland 1705/1706 unternahm er keine weiteren großen Reisen. Vielleicht war der junge Bach zunächst von der Vision einer glanzvollen Virtuosen-Karriere erfüllt. Daher widmete er sich vorrangig seiner künstlerischen und technischen Vervollkommnung als Interpret und ebenso auch als Komponist. Über diese erste Schaffensperiode berichtete sein zweitältester Sohn Carl Philipp Emanuel: Schon in frühen Jahren zeitigte der Vater „die ersten Früchte seines Fleißes in der Kunst des Orgelspielens, und in der Composition, welche er größtenteils nur durch das Betrachten der Werke der damaligen berühmten und gründlichen Componisten und angewandtes eigenes Nachsinnen erlernet hatte. In der Orgelkunst nahm er sich Bruhnsens, Reinkens, Buxtehudes und einiger guter französischer Organisten ihre Werke zu Mustern.“ Zu seinen großen musikalischen Vorbildern und Lehrern gehörten u. a. der Vater Johann Ambrosius oder der Eisenacher Onkel Johann Christoph Bach, jener „große und ausdrückende Komponist“, wie ihn die weitverzweigte Familie nannte. Sein Einfluss auf den jungen Johann Sebastian war immens. Viele Jahre später (nach 1724) hatte dieser eine Sammlung von Vokalwerken seiner Thüringer Vorfahren erworben und in einer Handschriften-Kollektion, dem Altbachischen Archiv, zusammengeführt. Nach seinem Tod gelangte die wertvolle Sammlung in den Besitz seines zweitältesten Sohnes Carl Philipp Emanuel, der den familiären Notenschatz sorgsam verwahrte und auch einige Stücke davon zur Aufführung brachte. Für seinen Vater waren diese Kompositionen von eminenter Bedeutung. Sie faszinierten ihn durch ihre beispiellose Originalität und Expressivität. Seine eigenen Motetten stehen durchaus in dieser Tradition, wenngleich sie sich auch als Aufbruch in musikalisches Neuland erweisen.
Bereits frühzeitig besaß Bach eine ausgeprägte Vorliebe für musikalische Experimente und unkonventionelle Formen, gemäß seiner Grundüberzeugung: „Es muß alles möglich zu machen seyn“. Und tatsächlich ging er bis weit an das Limit des musikalisch Machbaren, womit er schon bald - auch über die Landesgrenzen hinaus - Bewunderung und Berühmtheit erlangte.

Andreas Glöckner